Vieles könnte man am letzten Spieltag der NFL diskutieren.
Das Temperament von Dez Bryant, schon wieder ein Comeback-Win von Tom Brady,
das Marschieren der jeweiligen Conference-Favorites Seahawks, 49ers, Saints,
Broncos und Chiefs. Doch die haben mich alle nicht so wirklich interessiert.
Ein Team fliegt immer noch irgendwie unter dem Radar: die Green Bay Packers.
Dominierende Packers
Das Spiel am Sonntag gegen die Vikings war ein
Parade-Beispiel, wie dominant man Football-spielen kann. So stark habe ich
bisher kaum ein Team gesehen. Minnesota – und das obwohl zu Hause spielend –
hatte nicht den Hauch einer Chance.
Manchmal drücken es gewisse Zahlen doch am besten aus: Von
60 Minuten Spielzeit hatten die Packers 40 Minuten den Ball und während des
gesamten Spiels haben sie nicht ein einziges Mal gepuntet. Effizienz, wohin das
Auge reicht! Dass sie am Ende mit einer komfortablen Führung sogar noch zwei
Touchdowns herschenkten, hat eigentlich nur kosmetischen Wert. Und hier lügt
man nicht mit Statistik, denn das Endergebnis von 44:31 drückt das noch nicht
mal genau aus: Das Spiel war noch einseitiger!
Der Kick-Off-Return-Touchdown der Vikings zum Start des
Spiels war nahezu die einzige nennenswerte Aktion der Heimmannschaft in der ersten
drei Vierteln des Spiels! Danach schlossen die Packers einen 90-Yard-7,5Minuten-
und einen 82-Yard, 8,5Minuten-Drive jeweils mit Punkten ab. Jordy Nelson mit
einem 76-Yard-Catch-and-Run-Touchdown und ein Punt-Return-TD des Rookies Micah
Hyde sorgten für 24 Punkte zu Halbzeit für die „Cheese-Heads“ aus Wisconsin.
Die Vikings konnten kurz vor der Pause zwar noch einen
Touchdown von Adrian Peterson bejubeln, den Drive am Leben hielt jedoch eine
Pass-Interference-Strafe, die selbst Vikings-Fans als großzügig betiteln
würden. Dass der vorherige Drive der Vikings auch durch eine dumme Strafe eines
Packers am Leben erhalten wurde, erwähnen wir mal erst gar nicht. Jeweils wäre
es ein 3-and-out und die Vikings noch weniger auf dem Platz gewesen.
Zweite Halbzeit,
gleiches Spiel
Und das Schlimme war: Es ging so weiter. Die Packers legten gleich
nach der Pause einen sage und schreibe fast-9-Minuten-Drive hin, an dessen Ende
Rookie-RB Eddy Lacy das Ei nur noch ein Yard in die Endzone hämmern musste.
Doch damit nicht genug: Ein schnelles 3-and-out für die Vikings und zack war es
der andere Running Back der Packers (James Starks), der zu Beginn des vierten
Viertels die Führung auf 38:14 ausbaute. Das Spiel war so gut wie zu Ende.
Dass die Packers dann wiederum die Vikings nach 3 Versuchen
und 3 Yards auf die Bank schickten und ihrerseits wieder bis zu 1-Yard-Linie
marschierten, kann eigentlich nur noch als Macht-Demonstration gedeutet werden.
Wohlwollend wurde dann 2 Gänge zurückgeschaltet, um die Vikings auch noch ein
wenig spielen zu lassen.
Laufen und zur Not wirft
ein MVP
Die Kommentatoren des Spiels waren zu dieser Zeit bereits
voll des Lobes und wussten gar nicht, bei wem sie anfangen sollten: Lacy,
Starks, Defense, Rodgers, Nelson. Aber eines stand fest: wenn die Packers so
weiter spielen, möchte sie keiner gerne als Gegner haben!
Und die Gründe für diese derzeit sehr solide und dominante
Spielweise, liegen deutlich auf der Hand: Die Packers haben endlich wieder ein
Running Game! Eddy Lacy bekam am Sonntag 29 Mal den Ball in die Hand gedrückt
und erlief fast 100 Yards. James Starks – wiedergenesen nach einer Verletzung –
trug sein Teil ebenso bei. Ein „Hammer“-RB und schwer zu fassende Läufer mit
Starks und Rookie Johnathan Franklin sorgen für ein sehr zu respektierendes
Laufspiel der Mannschaft aus Wisconsin und verleihen dem Team die Ausgeglichenheit, nach der es so lange gesucht hat. Ewigkeiten ohne einen Läufer über
100 Yards pro Spiel gehören der Vergangenheit an, nun ist dies fast regelmäßig
der Fall. Gerade in der aufziehenden kalten Jahreszeit wird dieses Laufspiel noch mehr Wirkung
entfalten als jetzt bereits.
Und nach so einem langen Text über die Packers, hab ich noch
nicht mal einen Satz zu Aaron Rodgers geschrieben. Kommt auch nicht so oft vor…
- aber über diesen Mann muss nicht mehr viel Worte verlieren. „Ridiculous“, was
er da manchmal so für Pässe wirft: Am Sonntag hätten die verteidigenden
Vikings sich schlicht kurz ans Ohr fassen müssen und der Pass wäre abgefangen
gewesen: zweimal rasierten die Würfe von „ARod“ die Köpfe der Verteidiger und
landeten punktgenau in den Händen von Jordy Nelson, der daraus natürlich einen
Touchdown machte. Dass Rodgers auch die Noch-No-Name-Receiver, die er derzeit
zur Verfügung hat, ebenfalls mit guten Würfen versorgte, versteht sich von
selbst.
Verletze kommen wieder
zurück
Dieser Punkt ist vielleicht derjenige, welcher die Packers
zur gefährlichsten Mannschaft der NFC macht: Immernoch müssen sie wichtige
Ausfälle verkraften, aber die kommen auch bald wieder zurück. WR James Jones
wird bald wieder auflaufen können und WR Randall Cobb wird spätestens zum Ende
der regulären Saison dem Spiel wieder mehr Schnelligkeit geben. Zwar ist kaum
davon auszugehen, dass TE Jermichael Finley nach seiner Nacken-Verletzung in
diesem Jahr nochmal zurückkommt, aber so wie die Offensive derzeit „läuft“ ist
auch dies zu verkraften.
Vor allen Dingen weil sich auch die Defensive stärker
präsentiert, als viele es vermutet haben - derzeit ist man elfbeste Verteidigung der Liga, viertbeste sogar gegen den Laufangriff. Und auch hier werden wichtige Spieler
erst später wieder hinzustoßen, allen voran Star-OLB Clay Matthews. Casey
Hayward – letztes Jahr mit den meisten Interceptions bei den Packers – kam dieses
Wochenende schon wieder zum Einsatz, LB Nick Perry wird auch bald wieder fit sein.
Und bisher machen auch die Back-Ups einen guten Eindruck und werden mit den
wiederkehrenden Startern eine gute Rotation bilden können.
Mag sein, dass ich vieles aus einer ziemlichen
Beeindrucktheit heraus schreibe, aber die Packers wirken brandgefährlich. Gewinnen sie die wichtigen Divisionsspiele der nächsten Wochen (gegen
die Bears und bei den Lions) dürften einige mehr das Team nicht mehr nur auf
Platz 9 des Power Rankings sehen...
Derzeit hält Seattle den #1-Seed in der NFC und zu
Hause sind die Seahawks seit Weihnachten 2011 nicht mehr geschlagen worden,
aber gut…ääh warte mal, da war doch was…: das einzige Team, dass dort in den
letzten Jahren gewonnen hat, war: die Green Bay Packers. Letztes Jahr, bis
Schiedsrichter sich für das falsche entschieden…
Aber egal, noch ewig hin alles und es kann so viel passieren…
ms