Mittwoch, 30. Oktober 2013

Dominante Vorstellung in Minnesota - Packers mit Running-Game Geheimfavorit?

Vieles könnte man am letzten Spieltag der NFL diskutieren. Das Temperament von Dez Bryant, schon wieder ein Comeback-Win von Tom Brady, das Marschieren der jeweiligen Conference-Favorites Seahawks, 49ers, Saints, Broncos und Chiefs. Doch die haben mich alle nicht so wirklich interessiert. Ein Team fliegt immer noch irgendwie unter dem Radar: die Green Bay Packers.

Dominierende Packers
Das Spiel am Sonntag gegen die Vikings war ein Parade-Beispiel, wie dominant man Football-spielen kann. So stark habe ich bisher kaum ein Team gesehen. Minnesota – und das obwohl zu Hause spielend – hatte nicht den Hauch einer Chance.
Manchmal drücken es gewisse Zahlen doch am besten aus: Von 60 Minuten Spielzeit hatten die Packers 40 Minuten den Ball und während des gesamten Spiels haben sie nicht ein einziges Mal gepuntet. Effizienz, wohin das Auge reicht! Dass sie am Ende mit einer komfortablen Führung sogar noch zwei Touchdowns herschenkten, hat eigentlich nur kosmetischen Wert. Und hier lügt man nicht mit Statistik, denn das Endergebnis von 44:31 drückt das noch nicht mal genau aus: Das Spiel war noch einseitiger!
Der Kick-Off-Return-Touchdown der Vikings zum Start des Spiels war nahezu die einzige nennenswerte Aktion der Heimmannschaft in der ersten drei Vierteln des Spiels! Danach schlossen die Packers einen 90-Yard-7,5Minuten- und einen 82-Yard, 8,5Minuten-Drive jeweils mit Punkten ab. Jordy Nelson mit einem 76-Yard-Catch-and-Run-Touchdown und ein Punt-Return-TD des Rookies Micah Hyde sorgten für 24 Punkte zu Halbzeit für die „Cheese-Heads“ aus Wisconsin.
Die Vikings konnten kurz vor der Pause zwar noch einen Touchdown von Adrian Peterson bejubeln, den Drive am Leben hielt jedoch eine Pass-Interference-Strafe, die selbst Vikings-Fans als großzügig betiteln würden. Dass der vorherige Drive der Vikings auch durch eine dumme Strafe eines Packers am Leben erhalten wurde, erwähnen wir mal erst gar nicht. Jeweils wäre es ein 3-and-out und die Vikings noch weniger auf dem Platz gewesen.

Zweite Halbzeit, gleiches Spiel
Und das Schlimme war: Es ging so weiter. Die Packers legten gleich nach der Pause einen sage und schreibe fast-9-Minuten-Drive hin, an dessen Ende Rookie-RB Eddy Lacy das Ei nur noch ein Yard in die Endzone hämmern musste. Doch damit nicht genug: Ein schnelles 3-and-out für die Vikings und zack war es der andere Running Back der Packers (James Starks), der zu Beginn des vierten Viertels die Führung auf 38:14 ausbaute. Das Spiel war so gut wie zu Ende.
Dass die Packers dann wiederum die Vikings nach 3 Versuchen und 3 Yards auf die Bank schickten und ihrerseits wieder bis zu 1-Yard-Linie marschierten, kann eigentlich nur noch als Macht-Demonstration gedeutet werden. Wohlwollend wurde dann 2 Gänge zurückgeschaltet, um die Vikings auch noch ein wenig spielen zu lassen.

Laufen und zur Not wirft ein MVP
Die Kommentatoren des Spiels waren zu dieser Zeit bereits voll des Lobes und wussten gar nicht, bei wem sie anfangen sollten: Lacy, Starks, Defense, Rodgers, Nelson. Aber eines stand fest: wenn die Packers so weiter spielen, möchte sie keiner gerne als Gegner haben!
Und die Gründe für diese derzeit sehr solide und dominante Spielweise, liegen deutlich auf der Hand: Die Packers haben endlich wieder ein Running Game! Eddy Lacy bekam am Sonntag 29 Mal den Ball in die Hand gedrückt und erlief fast 100 Yards. James Starks – wiedergenesen nach einer Verletzung – trug sein Teil ebenso bei. Ein „Hammer“-RB und schwer zu fassende Läufer mit Starks und Rookie Johnathan Franklin sorgen für ein sehr zu respektierendes Laufspiel der Mannschaft aus Wisconsin und verleihen dem Team die Ausgeglichenheit, nach der es so lange gesucht hat. Ewigkeiten ohne einen Läufer über 100 Yards pro Spiel gehören der Vergangenheit an, nun ist dies fast regelmäßig der Fall. Gerade in der aufziehenden kalten Jahreszeit wird dieses Laufspiel noch mehr Wirkung entfalten als jetzt bereits.



Und nach so einem langen Text über die Packers, hab ich noch nicht mal einen Satz zu Aaron Rodgers geschrieben. Kommt auch nicht so oft vor… - aber über diesen Mann muss nicht mehr viel Worte verlieren. „Ridiculous“, was er da manchmal so für Pässe wirft: Am Sonntag hätten die verteidigenden Vikings sich schlicht kurz ans Ohr fassen müssen und der Pass wäre abgefangen gewesen: zweimal rasierten die Würfe von „ARod“ die Köpfe der Verteidiger und landeten punktgenau in den Händen von Jordy Nelson, der daraus natürlich einen Touchdown machte. Dass Rodgers auch die Noch-No-Name-Receiver, die er derzeit zur Verfügung hat, ebenfalls mit guten Würfen versorgte, versteht sich von selbst.

Verletze kommen wieder zurück
Dieser Punkt ist vielleicht derjenige, welcher die Packers zur gefährlichsten Mannschaft der NFC macht: Immernoch müssen sie wichtige Ausfälle verkraften, aber die kommen auch bald wieder zurück. WR James Jones wird bald wieder auflaufen können und WR Randall Cobb wird spätestens zum Ende der regulären Saison dem Spiel wieder mehr Schnelligkeit geben. Zwar ist kaum davon auszugehen, dass TE Jermichael Finley nach seiner Nacken-Verletzung in diesem Jahr nochmal zurückkommt, aber so wie die Offensive derzeit „läuft“ ist auch dies zu verkraften.
Vor allen Dingen weil sich auch die Defensive stärker präsentiert, als viele es vermutet haben - derzeit ist man elfbeste Verteidigung der Liga, viertbeste sogar gegen den Laufangriff. Und auch hier werden wichtige Spieler erst später wieder hinzustoßen, allen voran Star-OLB Clay Matthews. Casey Hayward – letztes Jahr mit den meisten Interceptions bei den Packers – kam dieses Wochenende schon wieder zum Einsatz, LB Nick Perry wird auch bald wieder fit sein. Und bisher machen auch die Back-Ups einen guten Eindruck und werden mit den wiederkehrenden Startern eine gute Rotation bilden können.

Mag sein, dass ich vieles aus einer ziemlichen Beeindrucktheit heraus schreibe, aber die Packers wirken brandgefährlich. Gewinnen sie die wichtigen Divisionsspiele der nächsten Wochen (gegen die Bears und bei den Lions) dürften einige mehr das Team nicht mehr nur auf Platz 9 des Power Rankings sehen...
Derzeit hält Seattle den #1-Seed in der NFC und zu Hause sind die Seahawks seit Weihnachten 2011 nicht mehr geschlagen worden, aber gut…ääh warte mal, da war doch was…: das einzige Team, dass dort in den letzten Jahren gewonnen hat, war: die Green Bay Packers. Letztes Jahr, bis Schiedsrichter sich für das falsche entschieden…



Aber egal, noch ewig hin alles und es kann so viel passieren…


ms