Sonntag, 8. April 2012

Audio-Aufnahmen belasten Gregg Williams – der Bounty-Skandal und die Frage, wie hart Football sein darf

So was geht gar nicht. Ich mein, in den letzten Wochen, nachdem die Urteile gegen die Saints-Verantwortlichen bezüglich des Bounty-Skandals gesprochen wurden, gab es viele Diskussionen, ob das angemessen sei oder nicht. Ob vor allem die Strafe für Coach Sean Payton gerechtfertigt sei usw usf. Dann entschuldigt sich Payton quasi öffentlich und akzeptierte die Strafe, um nur kurz später Einspruch gegen diese einzulegen. Letzte Woche waren dazu die Anhörungen bei NFL-Commisssioner Goodell, bei dem auch Saints-Team-Boss Mickey Loomis und Assistenzcoach Joe Vitt Einspruch gegen ihre Strafen einlegten. Gut und schön, der einzige, der fehlte war Ex-Saints Defensive Coordinator Gregg Williams. Und er wusste wohl warum…

Gregg Williams unter Druck
Just am Tag der Anhörungen veröffentlichte Yahoo-Sports einen Artikel, in dem auf Tonaufnahmen verwiesen wird, die ein unabhängiger Filmemacher in einem Hotelzimmer der Saints machte, ein paar Tage vor ihrem letztjährigen NFC-Divisional Playoff-Spiel gegen die San Francisco 49ers. Es war das Meeting der Saints Defensive, die sich auf das Spiel einstimmte. Mit ungewöhnlichen Worten…
Dabei soll eindeutig Gregg Williams Ansprache zu hören sein, in der er auf die wichtigsten Ziele im Spiel zu sprechen kam. Dabei identifizierte er die wichtigsten gegnerischen Spieler und wie man gegen diese spielen müsse – vor allen Dingen hart.
Soweit so gut. Solche Ansprachen sind nicht verkehrtes und hart verteidigen auch nicht. Das Problem ist nur, dass Williams dabei gezielt Verletzungen der jeweiligen 49er-Spieler ansprach und an welchen Stellen sie am besten zu tacklen bzw. zu treffen seien. WR Kyle Williams sollte man z.B. „testen“, ob er seine mehreren Gehirnerschütterungen in der Saison verdaut hätte, bei WR Michael Crabtee müsste man austesten, wie es um sein Kreuzband bestellt ist und QB Alex Smith müsse man am besten an der Kinnspitze treffen – dann bekomme man sogar ein wenig Cash (so deutete er jedenfalls mit einem Zeichen darauf hin).

„Way too far“
Mit diesen Äußerungen, die nun in Radiosendungen und bei Yahoo zu hören waren, schockierte er die versammelte Football-Welt. Viele Experten und Ex-Spieler und -Trainer zeigten sich beschämt und bestürzt. Dies ginge eindeutig zu weit. Ex-Trainer Brian Billick, ebenfalls bekannt für eine harte Wortwahl, meinte, solche Ausdrücke in seiner Zeit nie benutzt zu haben. Und der für harte Sprüche und harte Hits  bekannte ehemaligen Defensive-Spieler Warren Sapp  (Twitter-name: QBKilla) meinte, dass er früher als Spieler schlicht aufgestanden wäre, wenn ein Coach angefangen hätte von Verletzungen anderer Spieler zu sprechen: „What the hell are you talking about?“ Im Football ginge es schließlich nicht um Bosheiten, sondern darum, dem Gegner zum Ballverlust zu zwingen. – spielerisch versteht sich…

Williams als Einzeltäter?
Über die Unverhältnismäigkeit und Absurdität der Worte Williams besteht kein Zweifel, entscheidend sind jedoch die Umstände und auch die Auswirkungen, die diese Veröffentlichungen auf die Strafen der Saints-Offiziellen haben.
Während Williams seine bescheuerte Rede hielt, waren die Untersuchungen der NFL gegen die Saints und deren Bounty-Programm schon längst wieder aufgenommen. Das wusste auch Williams. Dann noch die Dreistigkeit zu besitzen, solch eine Rede zu halten, ist komplett unverständlich und dumm.
Und so schwer es zu akzeptieren ist, aber ein Head-Coach, der davon nichts mitbekommt??? Daran glaub ich nicht. Der Anwalt von Saints-Assitenz-Coach Joe Vitt sagte nach den Anhörungen bei Goodell gegenüber den Medien, dass Gregg Williams, diese Reden und dieses Bounty-Programm ohne Wissen der anderen Trainer durchgezogen hätte, auch nach Ermahnung von Sean Payton und Co.
Aber an dieser Argumentation der Saints-Offiziellen darf heftig gezweifelt werden. Payton hat laut NFL-Untersuchungen mehrere Mails zu diesem Thema bekommen, er hätte es also wissen müssen. Ohne diese Beweise, hätte ihn die NFL nicht einfach für ein Jahr gesperrt. Und dass sich Goodell durch diese durchsichtigen Beschwichtigungen umstimmen lässt, ist wohl nicht zu erwarten.


Image des Sports erheblich gefährdet
Die Aussagen Williams in den Tonaufnahmen, die Beweise für Kopfgelder, die für Spielerverletzungen gezahlt wurden und das Ignorieren oder auch nur Tolerieren dieser Praktiken durch die Saints-Verantwortlichen, können nicht einfach nur unbelastet auf einen verrückten Einzeltäter abgewälzt werden.
So leid es mir für die Saints tut, aber die Strafen müssen, im Sinne des Sports weiter aufrecht gehalten werden. Bei ESPN wird schon über den Schaden für das Image der NFL diskutiert...
Aber eine Herangehensweise an den Sport wie Williams sie hat, hat mit diesem nichts mehr zu tun, daher dürfen da auch keine Kompromisse gemacht werden.
Da kann man auch mal ein bissel drastisch drüber schreiben, aber sry, für mich ist sowas nicht akzeptabel.

ms

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